Sühnekreuze von Kirchstätt

Die zwei Sühnekreuze von Kirchstätt


   Die beiden Steinkreuze standen ursprünglich im nahen "Kirchstätter Wald" - kartographisch im "Westerholz", landläufig nach einem langjährigen Vorbesitzer auch "Schuhbeck-Holz" genannt. Das Waldstück gehörte gemäß Urkataster von 1813 - 1864 zum Großmaier-Hof in Kirchstätt. Die Kreuze befanden sich an einem Wald-Flurweg, der von Kirchstätt nach Poschen und Iring führt, nahe der Gabelung der beiden Wege. 

Annähernde Koordinaten: 48°03'35" / 12°25'55" = 48.05965/12.43190.

Ihrer Form nach - monolithische Steinkreuze in ihrer typischen Form mit eingezogenen Armen - dürfte es sich um sogenannte "Sühnekreuze" handeln. Denn auch eine Legende der Umgebung sagt, dass sie als Sühne für einen Totschlag errichtet wurden, bei dem einer von zwei Brüdern, die sich um ihr Erbe stritten, ums Leben kam. Kirchstätt bestand (mit der Kirche St. Magdalena) damals aus einem einzigen großen Einödhof, der 1554 in Großmaier und Kleinmaier geteilt wurde.



   Bis ins 16. Jahrhundert war es nach altem germanischen Recht möglich, bei einem unbe-absichtigten Totschlag eine Bestrafung durch staatliche Organe zu vermeiden. Dazu musste der Täter sich um die Angehörigen des Opfers kümmern, eine Fernwallfahrt (z. B. nach Rom) machen und am Tatort ein sog. Sühnekreuz aufstellen. Meist wurde dann vom zuständigen Bischof die Absolution erteilt und man war frei. 

Dieses Verfahren endete 1532 durch eine von Kaiser Karl V. erlassene Gerichtsordnung "Constitutio Criminalis Carolus", die den Strafanspruch des Staates betonte und die Sühne-verträge durch die Blutgerichtsbarkeit ersetzte. Allerdings lebte die Angewohnheit, solche Verträge abzuschließen, noch einige Zeit fort. Ab dem 17. Jahrhundert setzte eine Umwandlung ein, indem es sich jetzt um "Memorialkreuze", die von den Angehörigen gesetzt wurden, handelte. (nach: Leitfaden für Klein- und Flurdenkmäler)

Die Steine bestehen aus dem in der Umgebung allseits auffindbaren Gneis-Schiefer, landläufig "Bleistein" genannt. Diese Gesteine wurden hier vom Prien-Gletscher, dessen Endmoräne in dem bei Mantelsham verlaufenden "Schnaitsee-Seeoner Bogen" zu erkennen ist, aus dem Zentral-alpengbiet in unsere Gegend transportiert.