Mesnerhaus

Das alte Mesnerhaus


"Das alte Mesnerhaus war Mesner- und Organistenwohnung, Schulhaus und Kaufhaus in einem, denn sowohl der Hanskramer als auch der Schneiderkramer hatten dort ihre Filialen".

Franz Poschner 1923


Das alte Mesnerhaus vor 1873


Es muss sehr eng hergegangen sein in diesem Haus:

Im Erdgeschoß von links die drei Filialen, deren Zentralen keine hundert Meter entfernt waren: Der Hanskramer etwa auf Höhe der Rückseite des heutigen Rathauses und der Schneiderkramer weiter oben, jetzt Wasserburger Straße 2. Der Grund: Das alte Mesnerhaus stand direkt vor der Pfarrkirche, so dass die Gläubigen nach der Messe hier vorbei mussten und gleich einkaufen konnten - ja sollten! Der Gebäudeteil rechts mit dem großen Tor diente landwirtschaftlichen Zwecken, was ganz rechts die kleinen Fenster zeigen. 

Im Obergeschoß waren die Wohnungen der Mesnerfamilie und des Lehrers sowie der Schulsaal untergebracht. Noch viel komplizierter waren die Eigentumsverhältnisse:

"Schul- und Mesnerhaus, Kirchenstiftung und Schulgemeinde: Wohnhaus, bestehend in der Meßner- und Organistenwohnung und in dem angebauten Schullokal, daneben Stall und Stadel. Die im Mesnerhaus zu ebener Erde befindlichen drei Kramerläden sind Eigentum der Besitzer von Nr. 5 (Schneiderkramer) und Nr. 7 (Hanskramer) in Schnaitsee. Die Organistenwohnung sowie das Schullokal sind Eigentum der Schulgemeinde und dem jeweiligen Schullehrer zur Nutznießung überlassen. Die Mesnerwohnung mit Stall und Stadel sind Eigentum der Kirchenstiftung und werden vom jeweiligen Mesner genutzt." (Beschreibung 1857). Die lange Liste der Mesner beginnt 1538 mit "Wolfgang Schuster, Mesner von Schnaitze".


Das Mesnerhaus nach dem Schulhaus-Neubau 1873

Nach dem Neubau des ersten richtigen Schulhauses am Kirchenweg 1873 wurde offensichtlich das westliche Drittel des Mesnerhauses mit Stall und Stadel abgebrochen, wohl auch um die Dorfstraße verbreitern zu können. Im leer stehenden Schulsaal war nun Platz für Kleingewerbe frei, den zunächst die Mesner-Familie Schläger nutzte: 

1901 'Handel mit Conditoreiwaren und Früchten', 1912 'Konditorei und Café-Abgabe', 1914 auch Mineralwasserfabrikation. 1918 Schuhmacherei. Von 1925 bis 1932 arbeitete hier Anton Ofenmacher, 'Musiker und Bandoneon'. 1924 war es der Friseur Ernst Köppl und 1949 Josef Obermaier mit Schreibwaren, Zeitungen, Spiel- und Rauchwaren. 1963 wurde das uralte Gebäude schließlich für einen Neubau abgerissen.


Südseite der 1964 erbauten Filiale der Kreisssparkasse Wasserburg


Das 1964 neu erbaute Mesnerhaus umfasste nur noch die östliche Hälfte des bisherigen Baukörpers, in die der Mesner Hubert Auer mit einer Sattlerei, Polsterei und einem Schuh- und Lederwarengeschäft einzog. Auf der Westseite baute die Kreissparkasse Wasserburg eine neue Filiale, die seit 1926 auf der gegenüber liegenden Straßenseite im Obergeschoß vom "Kaufhaus Pfisterhammer" untergebracht war. 1989 zog die Sparkasse abermals um, und zwar in die Wasserburger Straße 1 in das jetzt noch bestehende Haus. Seitdem ist das Gebäude, Wand an Wand mit dem Mesnerhaus, ein Musikcafé und befindet sich in Privatbesitz.