Chronik 2015

Chronik 2015

Rückblick auf die Veranstaltungen des Jahres 2015

 

27. Februar: Was bringt uns TTIP ?

Informationen zum Handelsabkommen USA - EU

TTIP Info

   Sind die Befürchtungen der Gegner von TTIP begründet oder bringt das Investitionsabkommen zwischen der EU und den USA Vorteile für den Bürger?

Dieser Frage ging der Heimatverein bei einer Informations-veranstaltung nach. Aufzeichnungen von Fernsehberichten "pro bzw. contra" zeigten das sehr umfangreiche und alle Lebensbereiche betreffende Thema auf. Das Ehepaar Margot und Franz Rieger von der Vereinigung „Stopp TTIP Berchtesgadener Land/Traunstein“ stand dann den Fragen der mehr als 80 Besuchern ausführlich Rede und Antwort.

Die sehr rege geführte Diskussion zeigte, dass das Thema auch im ländlichen Raum die Menschen bewegt.

 

7. März: Autorenlesung im Rathausfoyer

Josef FischerJosef Fischer las aus seinem  Erstlingswerk:

"Kamerun - oder der Belltown-Aufruhr"

   Josef Fischer, Bauer aus Gumpertsham, las aus seinem historischen Roman "Kamerun oder der Belltown-Aufruhr" vor einem Publikum von etwa 50 Gästen im Foyer des Schnaitseer Rathauses. Er beschreibt darin sehr farbig Begebenheiten aus der Kolonialgeschichte Kameruns während des Protektorats Deutschlands von 1868 bis 1916. 

   Florenz Mbocpent, gebürtiger Kameruner (im Bild unten re.), berichtete über seine Sicht der Kolonialzeit und der heutigen Situation in seinem Heimatland. Kathrin Beck vom Afrika-Verständigungs- und Hilfsverein "Tukutane e.V." informierte über Projekte mit Jugend-lichen aus Deutschland und Kenia. Eine dreiköpfige Trommlergruppe aus dem Senegal gestaltete den Abend musikalisch.

 

Josef Fischer überreichte einen Teil des 

Buchverkaufs-Erlöses des Abends 

an Kathrin Beck für den Verein "Tukutane e.V.".

 

 

 

27. März: Jahreshauptversammlung

Vorstandsberichte, Jahresvorschau, Geldanlage-Info,

Vereinssatzungs-Änderung, Film: „Museumsbahnfahrt 2007"

   1. Vorstand Reinhold Schuhbeck konnte zur Jahresver-sammlung 40 Besucher begrüßen. Mit einer detailreichen Präsentation brachte er die Aktivitäten des vergangenen Jahres in Erinnerung. Schriftführer Richard Hellmeier stellte die Veranstaltungen für das Jahr 2015 vor. 

   Kassier Alexander Taschke konnte dank einer Spende des verstorbenen Pfarrers Ulrich Wimmer in Höhe von 3.000 Euro ein deutliches Plus in der Kasse vermelden. Die Kassenprüfer Manfred Heistracher und Stefan Reinthaler bestätigten ihm eine tadellose Kassenführung, sodass die Versammlung die Entlastung erteilte. 

   Mit einer Änderung der Vereinssatzung wurde die Zahl der Beiräte im Vorstand auf eine nicht mehr festgelegte Anzahl festgelegt. Vereinsmitglied Stefan gab ein Fazit zu seinem Vortrags „Entwicklung von Geldanlagen in der Niedrigzinsphase“ im Herbst 2013. 

Werner Rauschhuber zeigte einen Film den Horst Klein 2007 anlässlich einer Fahrt des Heimatvereins mit der Lokal-bahn Obing-Bad Endorf unternommen hat. Der damalige Zugschaffner, Dr. Huber Moser, gab dazu interessante Informationen über die Lokalbahn.

 

 

 

 

25. April: Erkundung von Hoch- oder Wölb-Äckern

mit Agathe Oberlechner-Kiermaier

   Auch in unseren Fluren sind noch Spuren einer alten Bewirtschaftungsform – die Wölb- oder Hoch-Äcker – zu finden. Agathe Oberlechner-Kiermaier führte die 14 Teilnehmer an vier Standorte, an denen Reste dieser Ackermethode noch zu sehen ist: in den Wäldern bei Bergham, Stangern, Breitreit und nahe der Frühlings-straße. Beim Abschmelzen der Schneedecke und vor hohem Aufwuchs ist dieses Geländephänomen auch z. b. beiderseits der Toerring-Jettenbach-Straße, auf Wiesen hinter Stangern oder am Hang hinter Forstau zu erkennen. 

   Entstanden ist es nach Meinung der Fachleute durch einseitiges Vor- und Zurück-Pflügen, wohl aber durch Anhäufeln der spärlichen Humusdecke. Ihre Entstehung könnte bereits zur Keltenzeit – sie erfanden den Eisenpflug – überwiegend aber im Mittelalter. In später von Wäldern besiedelten Flächen haben sie sich vor der moderneren Bewirtschaftung mit Wendepflügen bewahrt.

 

30. April: Tanz in den Mai

mit Fox Musica

 

122 begeisterte Tänzer fanden sich im Saal des Schnaitseer Wirth’s zusammen um zu den flotten Klängen des Ensembles „Fox Musica“ das Tanzbein zu schwingen.

 

 

 

 

8. Mai: Gedenkandacht am Todesmarsch-Mahnmal Sandgrub

mit dem Musikverein Schnaitsee

   Gut 40 Besucher fanden sich am KZ-Mahnmal nahe Sandgrub ein, um an den Todesmarsch von KZ-Häftlingen vom 2. Mai 1945 zu gedenken. Ortsheimatpfleger Reinhold Schuhbeck brachte die vor 70 Jahren geschehene Ermordung von elf Opfern in Erinnerung. 

   Er berichtete auch von den Aufzeichnungen des Schnaitseers Alois Gmeindl, der wegen Verweigerung des Dienstes bei der SS drei Konzentrationslager und einen Todesmarsch durchleiden musste. Schuhbeck ging auch auf das bundesweite Aufflammen von neonazistischen Aktivitäten ein. Richard Hellmeier stellte seine Andacht untere das Motto „Leid“.

Die Blaskapelle des Musikvereins Schnaitsee begleitete die Feier mit bekannten Marienlied-Melodien.

 

 

25. Mai bis 26. Juni: Ausstellung: Tante-Emma-Laden

im Rathaus Schnaitsee

   Heimatvereins-Vorstandsmitglied Georg Scherer organisierte anlässlich des 110-jährigen Bestehens des seines Geschäftes „Scherers tägliche Frische“ die Aufstellung eines „Krämer-Ladens“ im Rathaus-Foyer, wie er in den 1950-er Jahren gang und gäbe war. Die Exponate stammen von der Firma „Leimer-Einrichtungen“ in Stein/Traun. Luitgard Graßl, Kathi Pichler und Richard Hellmeier trugen dazu eine Dokumentation über die früher im heutigen Gemeindegebiet existenten Krämerläden, Bäckereien, Metzgereien, Kolonial- und Gemischtwaren-Läden, Vitualienhändler und Brotausträger bei.

 

Pfingstmontag, 25. Mai: Familienradtour

nach Diepoldsberg und Albertaich

   65 Radler – darunter zahlreiche Kinder ab fünf Jahren- machten sich am Pfingstmontag-Nachmittag auf den Weg um die Kirchen in Diepoldsberg und Albertaich zu besuchen. Kreisheimatpfleger Ferdinand Steffan, Wasser-burg informierte in der gotischen Kirche St. Ädigius, Diepoldsberg und dem barocken Gotteshaus St. Jakob, Albertaich über Geschichte, Baustile und Ausstattung der kirchlichen Kleinode.

 

   Im Gasthaus Hingerl in Albertaich erhielt die mit sechs Mitgliedern teilnehmende Familie Berger, den von Bürgermeister Thomas Schmidinger gestifteten Familien-Preis. Der Meistpreis des Heimatvereins ging wieder einmal an den Theaterverein.

 

13. Juni: Eiszeit-Erkundung mit Dr. Darga

bei einer Radtour im Hügelland des nördlichen Chiemgaus

   Der renommierte Geologe und Leiter des Naturkundlichen Museums Siegsdorf, Dr. Robert Darga zeigte den 22 Teilnehmern, wie die verschiedenen Eiszeiten unsere Landschaft gestaltet haben. Ein zehnminütiger Einstiegs-Film bot die Grundlage für die anschließende Erkundungsfahrt mit Fahrrädern zu 15 Stationen.

   Auf der rund 30 Kilometer umfassenden Tour lernten die Teilnehmer die Auswir-kungen der Gletscher im Gelände zu erkennen: An-häufung von Wallmoränen, Ablagerungen, Ausschürfun-gen von Seen, Mooren oder Tälern.

Bei einer gemütlichen Ein-kehr zum Schluss wurden die Erkenntnisse noch  vertieft.

 

18. Juli: Exkursion in die Grafschaft Haag

Besuch des Marktes Haag, der Loretto-Kirche Ramsau, Mariä Himmelfahrt Kirchdorf und Gasthaus Hacklthal

18 Teilnehmer machten sich mit Privat-Pkws auf den Weg nach Haag. Vor Schloss und Brunnen erklärte Heimatforscher Meinrad Schroll die Entstehung des Marktes Haag ausgehend von einer Römerstraßen-Kreuzung

über das Geschlecht der Haager (980), die Übernahme durch die „Gurren“ von Kirchdorf (sie brachten den Schimmel ins Wappen – Gurre = Stute) und die „Freie Reichsgrafschaft Haag“, die bis zur Aufhebung 1804 Bestand hatte. In Ramsau wurde die 1859 errichtete Kirche mit ihrer eigenartigen Laternen-Kuppel besichtigt, die aus einer 1628 gebaute „Lorettokapelle“ hervorgeht. Diese wies bis zur Säkularisation ein umfangreiches Wallfahrts-Geschehen auf. Sogar Papst Pius VI. machte Station in Ramsau bei seinem Besuch in München.

Dann ging es weiter nach Kirchdorf, das mit der bemerkens-wert großen Mariä-Himmelfahrt-Kirche  aufwartet. Sie wurde bereits 790 erwähnt und war bis 1803 Zentrum eines umfangreichen Pfarrsprengels. Dies erklärt auch die große Kirche, in Teilen noch romanisch, 1471 spätgotisch errichtet und 1698 barockisiert.

Abgeschlossen wurde die Exkursion mit einer Einkehr in der Gaststätte „Hacklthal“ zwischen Kirchdorf und Berg, das im 19. Jh. ein umfangreiches Mineral-Bad aufwies.

 

27. September: Tagesausflug nach Eichstätt

   Die Bischofs- und Universitätsstadt an der Altmühl, von 1965 bis 1968 Studienort von Ortsheimatpfleger Reinhold Schuhbeck, ist eher selten das Ziel von Vereinsausflügen. Um so beeindruckter waren die 18 Teilnehmer von dem, was sie zu sehen und zu hören bekamen:

   Oben auf der Willibaldsburg das Juramuseum mit faszinie-renden Versteinerungen im Jurakalk wie dem Urvogel Archaeopterix, dem erst kürzlich entdeckten Raubsaurier Juravenator Starki oder den riesigen Krokodilen vor 150 Millionen Jahren. In großen Aquarien boten Korallenriffe im Mini-Format einen Eindruck vom Leben in der Jura-Zeit.

   Von der Schmiedebastei aus genossen die Schnaitseer den Ausblick auf Eichstätt und ließen sich von der kundigen Führerin die Pflanzen im "Hortis Eysettensis" erklären, einer Nachbildung des berühmten Gartens der Renaissancezeit. 

   Nach einem Spaziergang in die Altstadt hinunter führte Ortsheimatpfleger Reinhold Schuhbeck die Teilnehmer durch den Willibaldsdom mit dem Grabmal des Bistumsgründers von Loy Hering von 1514, in das spät-gotische Mortuarium mit seinen beeindruckenden Glas-fenstern von Holbein dem Älteren, auf den barocken Residenzplatz und schließlich in die Schutzengelkirche mit ihren über 500 Engelsdarstellungen.

   Nach einer Fahrt durchs Altmühltal erreichten die Teil-nehmer das Städtchen Berching mit seiner noch vollständig erhaltenen Stadtmauer, romantisch gelegen zwischen dem alten und dem neuen Main-Donau-Kanal. Eine französisch-stämmige Führerin konnte auf interessante Einzelheiten aufmerksam machen, ehe man sich in die Blaue Traube zum Abendessen verzog. Auf der Heimfahrt rief der Vorsitzende die Teilnehmer auf, Vorschläge für das nächste Jahr zu machen.

 

 

4. Dezember: Vortrag "Basst scho!" Bairisch – guat für’s Hirn

mit Prof. Ludwig Zehetner

   Gut 100 Zuhörer besuchten den von Heimatverein Schnaitsee und dem „Verein Bairische Sprache und Mundarten Chiemgau-Inn“ veranstalteten Abend mit Professor Ludwig Zehetner unter dem Motto „Basst scho! Bairisch - guat für's Hirn“. Ludwig Zehetner, pensionierter Lehrer für Deutsch und Englisch am Musikgymnasium der Regensburger Domspatzen ist aufgewachsen in Freising, hat in München und Southampton studiert und lebt schon lange im oberpfälzischen Regensburg, wo er seit 1999 als Honorarprofessor für bairische Dialektologie lehrt. 

   Aus seinen drei Bänden „Basst scho! Wörter und Wendungen aus den Dialekten und der regionalen Hochsprache in Altbayern“ gab er einen Schnellkurs, über die Unterschiede von „Bairisch“ und den hoch- oder nord-deutschen Sprache.  Professor Zehetner gab  eine große Anzahl von bairischen Wörtern und Begriffen zum Besten, womit er das Publikum aufs Höchste begeisterte. Interessant waren seine Erklärungen über die Herkunft von Redewendungen. Bei den meisten ist heute diese nicht mehr bekannt oder nachvollziehbar, wie z. B. bei „der hod an Durscht, wia a Büaschdnbinder“. Dazu muss man wissen, dass die oftmals feinen Haare beim Binden mit Spucke angefeuchtet wurden, was natürlich einen ordentlichen Durst verursachte. Auch die Herkunftserklärungen bairischer Wörter aus anderen oder gar historischen Sprachen war aufschlußreich. Die „Duanix-Musi“ mit Tobias und Klaus Lerner aus Titlmoos sorgte für die passende musikalische Stimmung.

 

Angespornt vom großen Zuspruch für diesen Dialektabend hat der Heimatverein Schnaitsee im November 2016 eine adventliche Mundartlesung von Gustl Lex, im Programm. Rudi Mörtl, Vorsitzender des „Vereins Bairische Sprache und Mundarten Chiemgau-Inn“ beabsichtigt für einen „Bairisch“-Abend 2017 in Schnaitsee Professor Anthony Rowley, bekannt bei "Wir in Bayern" mit dem Bairisch-Rätsel "Host mi?", zu verpflichten.